Achtung vor Fake-Inkasso-Schreiben: Wie Sie betrügerische Forderungen erkennen und richtig reagieren

Wer ohnehin mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft, hat meist bereits Bekanntschaft mit echten Inkassounternehmen gemacht. Die Briefe sind unangenehm, oft mit Fristen und Gebühren verbunden – und sie erhöhen den ohnehin schon bestehenden Druck. Doch neben berechtigten Forderungen tauchen immer häufiger auch gefälschte Inkasso-Schreiben auf, die gezielt Schuldner:innen ansprechen. Sie nutzen die Verunsicherung der Betroffenen aus und fordern Geld – zu Unrecht.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie betrügerische Schreiben erkennen, welche Inkassounternehmen seriös sind und was Sie tun sollten, wenn Sie eine gefälschte Forderung erhalten.

Fake-Inkasso – ein wachsendes Problem

Immer wieder berichten Verbraucherzentralen, Schuldnerberatungen und auch die Polizei von einer Zunahme gefälschter Inkasso-Schreiben. Besonders betroffen sind Menschen mit geringer finanzieller Stabilität, denn sie rechnen mit Zahlungsaufforderungen und überweisen aus Angst, die Situation könnte sich verschlimmern.

Die Betrüger arbeiten dabei oft professionell: Die Schreiben sehen täuschend echt aus, verwenden juristische Begriffe, setzen kurze Fristen und drohen mit Gerichtsverfahren, Kontopfändung oder sogar Haft.

Wie erkenne ich ein gefälschtes Inkassoschreiben?

Die wichtigsten Merkmale unseriöser oder gefälschter Schreiben sind:

  1. Keine Registrierung im Rechtsdienstleistungsregister

In Deutschland dürfen Inkassodienstleistungen nur von Unternehmen durchgeführt werden, die im offiziellen Rechtsdienstleistungsregister (www.rechtsdienstleistungsregister.de) eingetragen sind.
Tipp: Prüfen Sie immer, ob das angegebene Unternehmen dort geführt wird.

  1. Unklare oder falsche Angaben

Ein seriöses Inkassoschreiben enthält:

  • den vollständigen Namen und die Adresse des Gläubigers,
  • eine transparente Aufschlüsselung der Forderung,
  • das genaue Datum der Entstehung,
  • und eine nachvollziehbare Rechtsgrundlage.

Fehlen diese Angaben oder wirken sie unlogisch, ist Vorsicht geboten.

  1. Verdächtige Kontodaten

Viele Fake-Inkassos fordern zur Zahlung auf ein ausländisches Konto auf oder geben keinen eindeutigen Empfänger an. Auch hier gilt: Ein deutsches Unternehmen mit deutscher Adresse sollte kein bulgarisches oder litauisches Konto verwenden.

  1. Drohungen und aggressive Sprache

Ernstzunehmende Inkassounternehmen setzen zwar auf Nachdruck – aber nicht auf Einschüchterung. Schreiben mit Formulierungen wie „Letzte Warnung“, „Haftbefehl droht“ oder „Gerichtsvollzieher steht bereit“ sind oft ein Alarmzeichen für einen Betrugsversuch.

Wie reagiere ich auf ein verdächtiges Schreiben?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass es sich um ein Fake handelt, dann:

  1. Überweisen Sie kein Geld.
  2. Kontaktieren Sie das Inkassounternehmen nicht direkt, wenn es sich eindeutig um einen Betrug handelt.
  3. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Fügen Sie das Schreiben als Beweismittel bei.
  4. Dokumentieren Sie alles, z.B. mit Screenshots oder Kopien.
  5. Suchen Sie ggf. rechtlichen Rat oder wenden Sie sich an eine Schuldnerberatungsstelle, wenn Sie unsicher sind.

Woran erkenne ich seriöse Inkassounternehmen?

Seriöse Inkassounternehmen:

  • sind im Rechtsdienstleistungsregister eingetragen,
  • verweisen transparent auf den Auftraggeber (Gläubiger),
  • bieten Kontaktmöglichkeiten zur Klärung, oft mit einem Kundenservice oder einer Beschwerdestelle,
  • verlangen keine Zahlung auf ausländische Konten, sofern sie ihren Sitz in Deutschland haben,
  • sind oft Mitglied in anerkannten Verbänden wie dem Bundesverband Deutscher Inkassounternehmen (BDIU).

Der BDIU hat einen eigenen Verhaltenskodex (Code of Conduct) entwickelt, der alle Mitgliedsunternehmen zu einem fairen, verantwortungsbewussten Forderungseinzug verpflichtet.

Und wenn die Forderung echt ist, aber ich sie nicht verstehe?

Selbst wenn das Schreiben von einem seriösen Inkassounternehmen stammt: Sie müssen nicht sofort zahlen, wenn Sie Zweifel haben.

Sie dürfen und sollten Rückfragen stellen. Seriöse Dienstleister sind verpflichtet, die Forderung verständlich zu erklären. Wenden Sie sich direkt an das Inkassounternehmen oder holen Sie sich Unterstützung bei einer unabhängigen Schuldnerberatung.

Fazit: Ruhe bewahren und prüfen

Gefälschte Inkassoschreiben sind eine perfide Masche, um aus der Angst von Menschen Kapital zu schlagen. Besonders Schuldner:innen sind gefährdet, auf diese Betrügereien hereinzufallen – aus Sorge, etwas zu übersehen oder noch mehr Ärger zu bekommen.

Darum gilt:

  • Immer genau hinsehen.
  • Echtheit prüfen.
  • Nicht zahlen, bevor alles geklärt ist.

Wenn Sie unsicher sind, wenden Sie sich an eine qualifizierte Schuldnerberatung oder nutzen Sie unsere Informationsangebote hier im MinusZuPlus Blog.

 

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