Schulden drücken nicht nur aufs Portemonnaie – sie können krank machen. Finanzielle Sorgen sind für viele Menschen in Deutschland ein alltäglicher Begleiter – und ein unterschätzter Risikofaktor für die körperliche und psychische Gesundheit. Die Zahlen sind alarmierend: Immer mehr Menschen leiden unter der Last offener Rechnungen, unbezahlter Kredite und wachsender Existenzängste. Doch wie genau wirken sich Schulden auf unsere Gesundheit aus – und was können Betroffene konkret tun?
Der stille Stress: Wie Schulden krank machen
Schulden sind weit mehr als ein finanzielles Problem. Sie können Schlaf rauben, Stresshormone freisetzen, den Blutdruck erhöhen und im schlimmsten Fall sogar Depressionen auslösen.
Verena von Hugo, Vorstandsvorsitzende des Bündnisses Ökonomische Bildung Deutschland, warnt: „Schulden erhöhen das Risiko für psychische Erkrankungen deutlich.“ Studien belegen das. Eine groß angelegte finnische Untersuchung mit über 49.000 Teilnehmenden zeigt: Menschen mit Überschuldung sind deutlich anfälliger für Krankheiten wie Diabetes, Herzleiden oder Atemwegserkrankungen.
Neuere Erkenntnisse (Stand 2025) zeigen außerdem:
- Laut Universität Witten/Herdecke ist Krankheit mittlerweile der häufigste Grund für Überschuldung.
- Das Statistische Bundesamt berichtet: Besonders ältere Menschen (65+) sind stark belastet, da Renten nicht ausreichen, um Schulden zu bedienen.
- Junge Menschen verschulden sich zunehmend durch Konsum, was langfristig zu Stress, Isolation und Schuldgefühlen führt.
Der Teufelskreis: Gesundheit ↔ Schulden
Es entsteht ein gefährlicher Kreislauf:
- Krankheit → Einkommensverlust → Schulden
- Schulden → Stress & Angst → weitere Krankheit
Viele Betroffene schämen sich für ihre Situation, ziehen sich sozial zurück, meiden Arztbesuche – aus Angst vor weiteren Kosten. Die Folgen sind Einsamkeit, Verzweiflung und verschleppte Krankheiten.
Tipp: Nutzen Sie mentale Gesundheits-Apps wie „7 Cups“ oder „Calm“, um erste emotionale Hilfe zu erhalten – parallel zur Schuldenregulierung.
Gute Schulden vs. schlechte Schulden – worauf Sie achten sollten
Nicht jede Verbindlichkeit ist automatisch schlecht. Prof. Michael Heuser vom DIVA – Deutsches Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung unterscheidet:
- Gute Schulden: Investitionen mit Mehrwert, z. B. Immobilienkredit, Bildungskredit, Autokredit für den Beruf.
- Schlechte Schulden: Konsum auf Pump – etwa Ratenzahlungen für Urlaube, Fernseher, Kleidung, die schnell an Wert verlieren.
Wichtig: Entscheidend ist nicht nur, ob Sie Schulden machen, sondern wie Sie damit umgehen. Ein klarer Tilgungsplan ist essenziell.
Tipp aus der Praxis: Probieren Sie die Schneeflocken-Methode: Zahlen Sie kleine Schulden zuerst ab – das motiviert und verschafft Luft.
Hilfe holen – besser früh als zu spät
Allein aus der Schuldenfalle herauszukommen, ist schwer. Doch zum Glück gibt es zahlreiche kostenlose Hilfsangebote:
Beratungsstellen (Stand 2025):
- Stiftung Deutschland im Plus: Anonyme Telefonberatung – 0800 5 03 58 51
- Caritas: https://www.caritas.de/hilfeundberatung/onlineberatung/schuldnerberatung/adressen
- DRK & Diakonie: https://www.drk.de/… / https://www.diakonie-duesseldorf.de/…
- AWO (Insolvenzberatung): https://www.awo-spree-wuhle.de/…
- Weitere Stellen: www.schuldnerberatung.de / www.die-schuldnerberatung.org
Tipp: Vor dem Beratungstermin: Liste aller Einnahmen, Ausgaben und offenen Forderungen vorbereiten.
Bildung ist der beste Schutz vor Schulden
Langfristig hilft nur eins: Finanzielle Bildung stärken.
Schon in der Schule sollte Wissen über Schulden, Kredite und Haushaltsführung vermittelt werden.
Empfohlene Bildungsangebote:
- Finanztip Stiftung: Infomaterialien & Newsletter
- Flossbach von Storch Stiftung / Teach Economy: Digitale Lerneinheiten für Schulen
- Khan Academy: Internationale, kostenlose Plattform mit Finanzkursen
- Finanzguru App: Automatischer Überblick über Ausgaben und Abos
- Verbraucherzentrale (EU-Projekt 2025): Schulungsprogramme für Erwachsene
Konkrete Alltagstipps: So schützen Sie sich vor Schuldenstress
- Budgetübersicht führen (z. B. mit „Money Manager EX“ oder Excel)
- Notgroschen aufbauen – Ziel: 3 Netto-Monatsgehälter
- Rechnungen sofort zahlen, nicht aufschieben
- Auf Konsumkredite verzichten – hinterfragen Sie jede größere Ausgabe
- Regelmäßig Finanzen checken – z. B. monatlich per App oder Kontoauszug
Für die Altersvorsorge: Früh anfangen! Riester, Rürup oder ETFs über Robo-Advisor wie Comdirect oder Vaamo sind mögliche Optionen.
Fazit: Schulden ernst nehmen – Gesundheit schützen
Finanzielle Stabilität ist kein Luxus, sondern Grundvoraussetzung für ein gesundes Leben. Schulden können krank machen – körperlich, psychisch und sozial. Doch es gibt Wege raus. Professionelle Beratung, Schuldenprävention und Finanzbildung sind der Schlüssel.
Wer rechtzeitig handelt, schützt nicht nur sein Konto, sondern auch sein Herz, seine Nerven und seine Lebensfreude.
Lassen Sie sich helfen – und machen Sie den ersten Schritt zurück in ein freies Leben.

