Ein Erfahrungsbericht von „Martina H.“ – für alle, die glauben, ihnen könne das nicht passieren.
Ich war immer jemand, der gut verdient hat. Als Vertriebsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen hatte ich ein solides Einkommen, ein Haus, zwei Kinder im Studium – und trotzdem: Vor drei Jahren war ich finanziell am Ende.
Damals war ich 54, geschieden, und nach außen wirkte alles in Ordnung. Innen sah es anders aus: Ich lebte mit Schulden, die ich selbst nicht mehr überblickte.
Es begann mit kleinen Raten – und endete in der Überschuldung
Die ersten Schulden kamen mit der Trennung von meinem Mann. Wir hatten gemeinsam Kredite unterschrieben, aber ich übernahm die Verantwortung, um meinen Kindern ein stabiles Zuhause zu sichern. Anfangs waren es die bekannten Raten für Auto und Haus, dann kamen kleinere Anschaffungen dazu – mit „bequemer Ratenzahlung“, wie es so schön heißt.
Ich merkte gar nicht, wie sich die Zahlungen häuften. Eine Kreditkarte reichte nicht mehr aus. Dann zwei. Dann drei.
Trotz meines Einkommens schaffte ich es nicht mehr, alles zu bezahlen. Die monatlichen Verpflichtungen fraßen mein Gehalt auf. Und irgendwann blieb die erste Rate aus.
Der Schritt zur Schuldnerberatung: Ein Tabubruch – und ein Befreiungsschlag
Es hat lange gedauert, bis ich mir Hilfe suchte. Ich hatte Angst vor der Scham – „Ich bin doch keine Versagerin!“ – aber ich konnte einfach nicht mehr.
Über eine Kollegin kam ich zur kommunalen Schuldnerberatung. Die erste Begegnung mit Frau R. war der Wendepunkt. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass mir jemand zuhört – ohne zu urteilen. Wir haben meine Einnahmen und Ausgaben durchleuchtet, eine Haushaltsübersicht gemacht und alle Gläubiger angeschrieben.
Das Schwierigste war, mit dem Finanzamt und dem Jobcenter zu kommunizieren – meine Unterlagen verschwanden, Briefe wurden nicht beantwortet. Aber mit professioneller Unterstützung kam endlich Bewegung in die Sache.
Was mir geholfen hat
Die Entschuldung in Etappen: Es gab keinen schnellen Weg. Aber es gab einen Plan.
Ein Notfallfonds: Heute weiß ich, wie wichtig Rücklagen sind – auch mit kleinem Budget.
Ein anderes Konsumverhalten: Ich habe gelernt, zwischen „will ich“ und „brauche ich“ zu unterscheiden.
Stabilität im Alltag: Eine kleinere Wohnung, klarere Prioritäten – und mehr Ruhe.
Was Eltern wissen sollten
Meine Kinder wussten nichts von meiner Situation. Ich hatte Angst, sie könnten sich Sorgen machen. Doch als sie es erfuhren, war das Gegenteil der Fall: Sie unterstützten mich, und einer meiner Söhne half mir sogar bei der Organisation meiner Unterlagen.
Ich wünsche mir, dass Eltern frühzeitig mit ihren Kindern über Geld reden. Denn heute sind Jugendliche oft schon mit 18 Jahren überschuldet – durch Handyverträge, Kleinkredite oder Käufe auf Raten. Und oft müssen Eltern dann haften.
Fazit: Es kann jeden treffen – aber niemand muss alleine bleiben
Heute bin ich schuldenfrei. Ich habe nicht mehr so viel wie früher, aber ich habe etwas viel Wertvolleres gewonnen: Klarheit, Selbstachtung und einen Neuanfang.
Mein Appell: Warten Sie nicht zu lange. Holen Sie sich Hilfe. Sprechen Sie über Ihre Situation. Und nutzen Sie Angebote wie diesen Blog – hier gibt es nicht nur Wissen, sondern auch echte Unterstützung.
Wenn Sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder gerade nicht weiterwissen – unser Blog „MinusZuPlus“ hilft Ihnen, Schritt für Schritt wieder in Balance zu kommen.

